Die Kleidermarken der Nazis
Seit 1947 ist es in Österreich gesetzlich strengstens verboten NS-Organisationen wiederaufzubauen oder die Symbole des Dritten Reiches zu tragen („Wiederbetätigung“).
Im Gegensatz zu skandinavischen Ländern oder Russland ist in Österreich die Strafe für Verstöße gegen diese Verbote härter. Man muss mit hohen Geld- und sogar Haftstrafen rechnen. Jedoch finden Rechtsextremisten immer wieder Wege dieses Gesetz zu umgehen.Als gutes Beispiel dient die Situation in Braunau am Inn, wo sich die Stadtverwaltung wehrte das Geburtshaus Adolf Hitlers zum Verkauf anzubieten - aus Angst, dass aus diesem Haus ein Treffpunkt für Neo-Nazis werden könnte. Dort findet man nun ein Geschäft, das Kleidung für Rechtsextreme verkauft.
„Neo-Bekleidung“ für Neo-Nazis
Noch immer existiert der Stereotyp, dass Skinheads eine Gruppe von Leuten mit kahlgeschorenen Köpfen sind, die im Militär- und in Second-Hand-Läden Kleidung einkaufen: „Bomberjacken“ (auch als MA-1, „Flight Jacket“ oder „Bomber Jacket“ bekannt) mit dem Hakenkreuz auf den Ärmeln und schwere, hohe Stiefel. Dies war tatsächlich einmal der Fall, denn die rechtsradikale Mode sollte in erster Linie utilitaristischeProbleme lösen. Für den kahlgeschorenen Kopf brauchte man kein Shampoo, keine Haarbürste, man konnte in einem Kampf nicht an den Haaren gezerrt werden. Die kurzen Jacken erlaubten ein schnelles Entfliehen aus den gegnerischen Händen, die schweren Stiefel mit Stahlkappen wurden als Waffe verwendet. Militär – und Second-Hand-Läden bieten ein umfangreiches Angebot an günstiger Militärkleidung, die sich fast überhaupt nicht abnutzt.
Allerdings mussten die Rechtsextremistenihr Aussehen aufgrund des Verbotes gegen die Verwendung von Nazi-Symbolenund der erhöhten Aufmerksamkeit der Polizei überdenken. Moderne Neo-Nazi-Uniformen sind eine sorgfältig durchdachte Garderobe. Jede Marke für sich spricht. Es ist nicht notwendig Armbinden mit Hakenkreuzen oder anderen Nazi-Symbolen zu tragen. Es genügt völlig bestimmte Kleidungsmarken zu wählen.
Formal gesehen ist alles legal
Eines der Geschäfte, das die beliebte Kleidung bei Rechtsextremisten verkauft, befindet sich in Schwaz, Tirol. Seit 2009 wird hier die Marke „Thor Steinar“ vertrieben, einerder beliebtesten Hersteller von "Uniformen" für die Vertreter der Neo-Nazi-Subkultur geworden ist.
Die Firma hat einen sehr skandalösen Ruf, da sie die Stilistik der traditionellen Uniformen des Dritten Reiches verwendet. Das Firmenlogo sowie zahlreiche Abbildungen sind eine Kombination aus germanischen Runen. Das Thema des Heidentums wird durch die verwendeten Elemente der germanischen Mythologie betont (z. B. Krähen, Wölfe, Götternamen wie Thor, Balder und andere). Eine Entscheidung des Bundesgerichtes der Stadt Königs-Wusterhausen in Deutschlandveranlasste eine landesweite Beschlagnahme der Waren der Marke„Thor Steinar“. Unmittelbar nach dem Verbot in Deutschland wurden in der Tschechischen Republik ähnliche Maßnahmen ergriffen.
2006 forderte die norwegische Regierung im Zusammenhang mit der illegalen Abbildung der norwegischen Flagge auf der Kleidung „Thor Steinar“ die Firma Stellungnahme zu beziehen. Die Landesflagge ist ein Symbol der norwegischen Demokratie, wird aber mit germanischen Völkern verbunden und ist deswegen ein Missbrauchsopfer rechtsradikaler Skinheads geworden.
Im Internet gibt es Gemeinschaftendie für die Schließung solcher Geschäftekämpfen. Im Rahmen der Kampagne „Schöner Leben ohne Naziläden“ werden Demonstrationen und Meetings organisiert, die auf die Gefahr von rechtsextremen Gruppen aufmerksam machen sollen. Jedoch sind „Thor Steinar“ Produkte im Vergleich zu anderen Herstellern eine harmlose Weise NS-Ideologien zu präsentieren.
Die Marke „Consdaple“ wurde von Franz Glasauer gegründet, einem langjährigen Leiter der deutschen Rechtsparteien „NDP“ und „Die Republikaner“.
Das Wort „Consdaple“ lässt sich mit dem englischen „constable“ (also „Wache“) übersetzen und beinhaltet die Buchstabenreihe „NSDAP“ (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei). Wenn die ersten zwei und die letzten zwei Buchstaben des Logos „Consdaple“ verdeckt sind (z.B. bei einer aufgeknöpften Jacke)sind nur die Buchstaben „NSDA“ oder „NSDAP“ sichtbar. Das Design erinnert an die Marke „Lonsdale“, deren Kleidung auch in der Neo-Nazi-Subkultur getragen wird, allerdings kämpft die Firma seit langem gegen diese Anschuldigungen und beteiligte sich bereits an Kampagnen gegen die Neo-Nazis.
Die Kleidung dieser Marken kann man auch im Internet erwerben. Dies ist sehr beliebt, denn der „virtuelle“ Shop fällt nicht unter Polizeiaufsicht.
Der Online-Shop „Patria“ mit Sitz im Norden Bayerns ermöglicht es die Produkte von „Consdaple“ zu bestellen ohne das Haus verlassen zu müssen. Slogans wie „Patria“ auf der Kleidunghaben eindeutige Inhalte: „Deutschland den Deutschen“, „Deutsche Skins - Stolz und stark“, etc.
Der Kampf mit der Kleidung
Die Leitung des „Herta“ Clubs der Deutschen Bundesliga hat allen rechtsradikalen Fans offiziell verboten ihre Spiele zu besuchen. In die Liste der verbotenen Marken fallen „Thor Steinar“, „Consdaple“ und „Lonsdale“.
Die Berliner Polizei erhielt ebenfalls eine "schwarze Liste“ von Marken, die von Mitarbeitern im Rechtswesen in ihrer Dienstzeit nicht getragen werden dürfen und diese Liste ist wesentlich länger: „Fred Perry“, „Ben Sherman“, „ACAB“, „Alpha Industries“, „Consdaple“, „Lonsdale“ , „Pit Bull“, „Outlaw“, „Troublemaker“ und „Thor Steinar“.
Der österreichischen Polizei fiel mehrmals auf, dass die Beteiligten in einem Angriff auf Ausländer Kleidung der Marke „Thor Steiner“ trugen. Aus diesem Grund stehen Geschäfte, die jene Kleidung vertreiben, unter strengster polizeilicher Überwachung. Auf Bundesebene wurde in Österreich jedoch noch kein Gesetz gegen „Thor Steinar“ erlassen.
Symbolik
Oft findet man die Zahlen 88 und 18 im neonazistischen Umfeld als kodierte Buchstaben des Alphabets. 88, oder HH, ist die Abkürzung für „Heil Hitler“, ein 18-er, oder AH, bedeutet „Adolf Hitler“. Die Kleidung weist diese Zahlen nicht zufällig auf, sondern zeigt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ideologie. Allerdings passiert es manchmal, dass eine Person die Bedeutung der Zahlen auf seinem Shirt nicht kennt. Darauf sollte aufmerksam gemacht werden.
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